Übersicht

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Was ist eigentlich Pädophilie?

Pädophil zu sein bedeutet, sich sexuell und emotional zu vorpubertären Kindern hingezogen zu fühlen.

Konkret heißt das, dass sich Menschen mit einer pädophilen Neigung in Kinder verlieben und von ihnen sexuell erregt werden können. Das ist vom Gefühl her vergleichbar damit, wie sich zum Beispiel heterosexuelle Menschen zu Personen des anderen Geschlechts hingezogen fühlen. In der Regel tritt eine pädophile Neigung im Laufe der Pubertät auf und bleibt ein Leben lang vorhanden.1

Das Wesentliche bei der Pädophilie ist es, dass es um Kinder vor dem Eintritt in die Pubertät geht, also etwa vor dem Erreichen des 13. Lebensjahrs. Zu Minderjährigen, die bereits in der Pubertät sind wird sich ein ausschließlich pädophiler Mensch in der Regel nicht mehr hingezogen fühlen. Für die Präferenz zu frühpubertären Kindern und Jugendlichen (ca. 11-14 Jahre) hat sich der Begriff Hebephilie etabliert, teils wird aber auch das mit unter „Pädophilie“ als Sammelbegriff zusammengefasst. Sich hingegen zu jungen Menschen in der Spätpubertät mit bereits voll entwickelten sekundären Geschlechtsmerkmalen hingezogen zu fühlen, also zu circa 15- bis 19-Jährigen, hat dagegen absolut nichts mit Pädophilie zutun. Auch in diesem Altersbereich können sexuelle Beziehungen unter Umständen fragwürdig sein und einzelne Staaten regeln die Schutzaltersgrenzen unterschiedlich (etwa die USA mit 18) oder sie geben gesetzlich detailliertere Abstufungen des Schutzes dieser Altersgruppen vor. Aber biologisch gibt es keine Grundlage eine begriffliche Unterscheidung zur sexuellen Ansprechbarkeit durch juristisch erwachsene Personen vorzunehmen. Das ist nicht Pädophilie. Die Grenzen die viele Menschen beim Alter von 18 Jahren ziehen ist rein kultureller oder juristischer Natur und sollten nicht mit der biologischen Entwicklung verwechselt werden.

Eine pädophile Neigung kann bei dem Einzelnen ganz verschiedene Formen annehmen: Es gibt pädophile Menschen, die sich ausschließlich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen und keine romantischen oder emotionalen Bindungen zu ihnen wünschen. Auf der anderen Seite gibt es auch pädophile Menschen, die sich rein emotional in Kinder verlieben ohne eine direkte körperlich-sexuelle Komponente der Zuneigung zu erleben. Das sind zwei Extreme. Bei den Meisten sind aber der Forschung sowie unserer Erfahrung nach sowohl der emotionale als auch der sexuelle Aspekt zu einem gewissen Anteil vorhanden, genau wie bei den meisten heterosexuellen Menschen auch. Viele pädophile Menschen haben zudem eine hohe emotionale Kongruenz mit Kindern, das heißt sie bevorzugen den sozialen Kontakt zu Kindern, erfüllen emotionale Bedürfnisse in der Gegenwart von Kindern und haben selber Spaß an kindlichen Spielen und Aktivitäten.2 3

Das Vorliegen einer pädophilen Neigung sagt nichts über das Geschlecht der Kinder aus, zu dem sich jemand hingezogen fühlt. Manche pädophile Menschen fühlen sich ausschließlich zu Mädchen hingezogen, andere nur zu Jungen und wieder andere zu Kindern beiden Geschlechts. Die Verteilung von homo-, hetero- und bisexueller Orientierung in Bezug auf Kinder ist jedoch anders als bei teleiophilen Menschen.4

Bei vielen liegt außerdem zusätzlich zu ihrer Ansprechbarkeit zu Kindern auch eine Ansprechbarkeit auf Erwachsene vor, man redet dann auch von einer nicht-ausschließlichen (oder nicht-exklusiven) Pädophilie. Eine pädophile Neigung (vor allem wenn sie nicht-exklusiv ist) schließt nicht aus, dass jemand erfüllende Beziehungen zu Erwachsenen führen kann. Viele pädophile Menschen leben in Partnerschaften mit Erwachsenen oder sind sogar verheiratet.1 4

Drei wichtige Fakten

Pädophilie ist eines der am stärksten stigmatisierten Themen in unserer Gesellschaft.5 Daher existieren jede Menge Vorurteile, Stereotype und Falschinformationen über pädophile Menschen, die es schwer machen sich vorurteilsfrei mit dem Thema zu beschäftigen. Zu Beginn ist es deswegen wichtig, sich drei grundlegende Wahrheiten dazu vor Augen zu führen.

1. Pädophil zu sein heißt nicht, Kinder zu missbrauchen oder es zu wollen

Die meisten Menschen möchten nicht, dass Kinder Leid erfahren müssen. Im Gegenteil haben die Meisten eher den starken Drang Kinder vor Gefahren zu beschützen. Das ändert sich nicht dadurch, dass man auch sexuell von Kindern angesprochen wird. Die meisten pädophilen Menschen entwickeln starke Zuneigung und Beschützerinstinkte für Kinder und wären schon alleine deswegen genauso wenig in der Lage ihnen Leid zuzufügen wie ein durchschnittlicher nicht-pädophiler Mensch auch. Viele erkennen an, dass Sex zwischen Erwachsenen und Kindern mit einem nicht zu verantwortenden Risiko verbunden ist, dem Kind massiv dabei zu schaden, und sie beschränken die Auslebung ihrer pädophilen Neigung daher auf Fantasien und andere legale Optionen.6

Natürlich gibt es auch pädophile Menschen, die das nicht so sehen. Andere begehen tatsächlich Kindesmissbrauch. Unter Kindesmissbrauchstätern haben allerdings lediglich unter 20% auch eine pädophile Neigung.7 Manche Studien geben hierfür andere Zahlen an stimmen jedoch darin überein, dass die klare Mehrheit der Missbrauchstaten auf nicht-pädophile Täter zurückgeht. Die meisten Kindesmissbrauchstäter sind also sexuell gesehen „völlig normal“ auf Erwachsene ausgerichtet (teleiophil) und missbrauchen Kinder also aus anderen Gründen. Diese Gründe können zum Beispiel mangelnde Impulskontrolle, Persönlichkeitsstörungen oder sozialen Kompetenzstörungen sein. Sie missbrauchen Kinder also nicht, weil sie ein sexuelles Interesse an ihnen haben, sondern weil sie leichte und wehrlose Opfer sind. Man spricht bei ihnen auch von Ersatzhandlungstätern. Prof. Klaus Beier, der unter anderem das Präventionsnetzwerk Kein Täter Werden (KTW) leitet, schreibt dazu:8

Andererseits existieren auch dissexuelle Verhaltensweisen, die nicht das Ausleben eines paraphilen Impulsmusters darstellen, sondern auf eine andere Hintergrundproblematik zurückführbar sind. Im Falle des sexuellen Kindesmissbrauchs kann dies beispielsweise eine Persönlichkeitsstörung oder eine Intelligenzminderung sein, aber auch soziosexuelle Unerfahrenheit (bei jugendlichen Tätern) sowie grenzverletzende familiäre Konstellationen mit allgemein ungünstigen Entwicklungsbedingungen für Kinder (es sind dann Väter, Stiefväter, Brüder, Halbbrüder, welche die Taten begehen) können als Ursachen ausgemacht werden. Die sexuellen Übergriffe auf Kinder sind dann als Ersatzhandlungen für eigentlich gewünschte sexuelle Interaktionen mit altersentsprechenden und einverständigen Partnern aufzufassen, die aus verschiedenen Gründen von den Tätern nicht sozial adäquat realisiert werden können.

Es ist also grob falsch pädophilen Menschen diese Persönlichkeitsmerkmale pauschal zuzuschreiben oder Pädophilie synonym für Kindesmissbrauch zu verwenden.

2. Niemand entscheidet sich pädophil zu sein

Es gibt noch keine endgültigen gesicherten Erkenntnisse darüber, wie eine pädophile Neigung bei jemandem entsteht. Das Wichtigste ist aber, dass sich niemand aussucht, pädophil zu sein! Ebensowenig, wie sich andere Menschen ihre sexuelle Präferenz „aussuchen“, ob man nun auf Frauen, Männer, Schuhe oder Schläge steht. Eine Studie unter männlichen finnischen Zwillingen kommt zu dem Schluss, dass eine Veranlagung für eine pädophile Neigung zu einem Anteil von etwa 15% genetisch vererbt wird.9 Davon abgesehen wird angenommen, dass vor allem frühe Kindheitserfahrungen dazu führen, dass jemand eine pädophile Neigung entwickelt. Häufig werden dabei eigene Missbrauchserfahrungen in der Kindheit als Erklärung dafür herangezogen, allerdings haben bei Weitem nicht alle pädophilen Menschen eigenen Missbrauch erlebt (und anders herum entwickeln natürlich nur wenige Missbrauchsopfer später pädophile Neigungen). Insgesamt wird in Fachkreisen daher vermutet, dass ein komplexes bisher ungeklärtes Zusammenspiel von Umwelt- und genetischen Faktoren zum Entstehen dieser sexuellen Präferenz beiträgt. Eine pädophile Neigung liegt also außerhalb der Kontrolle des Einzelnen und ist nichts, was sich jemand bewusst aussucht.

Genauso wenig, wie man sich aussuchen kann pädophil zu sein kann auch niemand später seine Sexualpräferenz ändern. Sie lässt sich genauso wenig bewusst beeinflussen wie die Körpergröße oder die Augenfarbe. Ähnlich wie bei Homosexuellen in der Vergangenheit gibt es aktuell auch Versuche, Methoden zu finden mit denen sich eine pädophile Neigung auf Erwachsene umlenken lassen kann.10 Alle bisherigen Untersuchungen und Versuche legen aber nahe, dass eine pädophile Neigung auch über lange Zeit relativ stabil vorhanden bleibt und auch nicht aktiv verändert werden kann.6 1

Therapeutische Versuche die Sexualpräferenz an sich zu ändern sind also nach Stand der Forschung aussichtslos und vermutlich sogar schädlich, wenn man das mit der Geschichte anderer Konversionstherapien vergleicht. Mehr dazu wollen wir demnächst noch unter Hilfreiches > Warnungen schreiben.

3. Pädophile sind keine schlechten Menschen

Jeder Mensch verdient es, an seinen Taten und Überzeugungen gemessen zu werden. Jemanden aufgrund von Eigenschaften, die außerhalb seiner Kontrolle liegen, zu verurteilen ist unfair, egal ob aufgrund der Hautfarbe, des Geburtsorts, des Geschlechts oder der sexuellen Identität. Jeder Mensch kann selber entscheiden, wie er mit seiner Sexualität umgeht, und es ist diese Entscheidung nach welcher der Charakter eines Menschen beurteilt werden sollte. Ein pädophiler Mensch, der sich entscheidet seine Neigung nur in Fantasien ohne Benutzung illegaler Materialien auszuleben ist kein schlechterer Mensch als eine nicht-pädophile Person, die sich entscheidet jemanden den sie attraktiv findet nicht sexuell zu belästigen.

Leider kommen bei dem Wort „pädophil“ vielen Menschen direkt bestimmte Vorurteile in den Sinn. Sie denken an jemanden, der Missbrauch begeht oder es gerne würde, der in dunklen Kellern Bilder missbrauchter Kinder anschaut, der Kindern nachstellt, kurz gesagt an einen „Perversen“ der nur die Befriedigung seiner eigenen Triebe im Sinn hat. Die meisten Menschen empfinden daher Wut, Angst und Ekel beim Gedanken an Pädophile, und wollen deswegen mit ihnen nichts zu tun haben oder verlangen, dass sie selbst dann, wenn sie nie eine Straftat begangen haben, hart bestraft werden.11

Die gesamte Persönlichkeit des Menschen wird also auf einen Aspekt reduziert, den die Person noch nicht einmal bewusst beeinflussen kann, nämlich die sexuelle Präferenz. Dabei sind pädophile Menschen genauso vollwertige und ganzheitliche Personen wie Andere auch, mit Stärken und Schwächen, Interessen, Hobbys, Beruf, Familie und Freunden und allen Facetten, die auch andere Menschen ausmachen. Einen pädophilen Menschen nur aufgrund seiner Präferenz als schlecht abzustempeln heißt also, alle Leistungen und positiven Charaktereigenschaften dieses Menschen zu übergehen und ihm grundsätzlich die Kapazität abzusprechen, Gutes zu tun. Damit wird „der Pädophile“ zu einer Karikaturfigur gemacht, die sich gut als Bösewicht in klischeebeladenen Filmen eignet, aber mit der tatsächlichen Realität und Lebenswelt pädophiler Menschen nichts mehr zu tun hat.

Wer ist pädophil?

Erst einmal vorweg: den stereotypischen Pädophilen gibt es nicht. Die sexuellen Präferenzen eines Menschen sagen nichts über dessen Charakter, Persönlichkeit oder Aussehen aus. Genauso wie heterosexuelle Menschen bilden pädophile Menschen einen bunten Querschnitt durch die Gesellschaft. Wissenschaftliche Texte, die uns versuchen als Gruppe allein aus der Pädophilie weitere Eigenschaften abzuleiten sind veraltet und falsch, werden leider aber immer noch mancherorts zitiert. Sie sind in etwa so falsch, wie jemandem aufgrund seiner Hautfarbe oder Kopfform bestimmte Charaktereigenschaften zuzuweisen.

Unter Pädophilen gibt es sowohl Frauen als auch Männer, alte und junge Menschen, Hoch verdienende und Arbeitslose und alles dazwischen. Es gibt keine Anzeichen, an denen man erkennen kann, dass ein Mensch pädophile Neigungen hat. Bisherigen Erkenntnissen zufolge geht man davon aus, dass mindestens 1 von 100 Männern die Diagnosekriterien für eine Pädophilie erfüllen würde.12 Über pädophile Frauen ist leider bisher nur sehr wenig geforscht worden, vereinzelte Umfragen finden aber einen ähnlich hohen Anteil.13 14 Es gibt jedoch noch weit mehr Menschen, die neben ihrer teleiophilen Ausrichtung auf Erwachsene auch eine nachrangige Ansprechbarkeit durch Kinder aufweisen, da Sexualpräferenzen in allen denkbaren Kombinationen auftreten können.

Besonders wichtig ist es, sich vor Augen zu halten dass pädophile Menschen nicht die stereotypischen alten Männer sind. In einer Umfrage unter 494 KTW-Teilnehmern gaben etwa 60% an, dass sie ihre Präferenzen zu vorpubertären Kindern schon in ihrer eigenen Pubertät bemerkt haben.1 Folglich gibt es auch Jugendliche, die pädophile Neigungen haben. Gerade Jugendliche befinden sich aber in einer Entwicklungsphase, in der sie ihren Platz innerhalb der Gesellschaft suchen und daher besonders anfällig sind für die Ablehnung, die sie von eben dieser Gesellschaft aufgrund ihrer Präferenzen erfahren. Das Resultat können Entwicklungsprobleme, der soziale Rückzug und lang anhaltende psychische Probleme sowie Defizite in sozialen und emotionalen Kompetenzen sein.15 Stellen Sie sich vor mit welchem Selbstbild diese Teenager aufwachsen. Dieses Bild formen wir als Gesellschaft HEUTE schon für die nächste Generation.

Aufgrund des starken Stigmas behalten die meisten pädophilen Menschen ihre Neigung ein Leben lang für sich. Gleichzeitig wird nur eine Minderheit jemals strafrechtlich auffällig. Das heißt die meisten pädophilen Menschen treten in keiner Weise in Erscheinung und leben unentdeckt mitten in der Gesellschaft. Entsprechend schwierig ist es, Aussagen zu treffen die auf die Mehrheit der pädophilen Menschen zutreffen, da wir von der Mehrheit einfach nichts wissen.

Zusammengefasst kennt also mit hoher Wahrscheinlichkeit jeder mindestens einen pädophilen Menschen in seinen Umfeld ohne es zu ahnen! Viele Pädophile, die sich ihren Eltern, Freunden oder sonstigen Bezugspersonen offenbaren, berichten nachher, dass diese nie auf die Idee gekommen wären diese Neigung bei ihnen zu vermuten. Pädophil kann damit potentiell jede Person im eigenen Umfeld sein – Freund*in, Nachbar*in, vielleicht sogar das eigene Kind. Pädophilie ist also kein Thema, das „nur Andere“ betrifft, sondern ein Thema mit dem die Allermeisten Berührungspunkte haben.

Krankheit oder Orientierung?

Eine oft kontrovers diskutierte Frage ist die nach dem Störungscharakter der Pädophilie: ist sie eine Krankheit oder eine Störung der Sexualpräferenz oder eine neutrale Präferenzbesonderheit oder Orientierung?

Pädophilie als Störung

Um zu entscheiden, ob die Pädophilie eine Krankheit oder Störung ist müssen wir einen Blick in die Handbücher werfen, nach denen psychische Krankheiten diagnostiziert werden. Davon sind aktuell zwei weltweit in Gebrauch: das DSM-5 der Amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft (APA), und der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene ICD-10.

Im ICD-10 ist die Pädophilie unter dem Code F65.4 gelistet. Die Diagnose ist anwendbar, wenn eine Person älter ist als 16 Jahre und wiederkehrende sexuelle Fantasien oder sexuelles Verhalten gegenüber einem vorpubertären Kind zeigt. Dem ICD-10 nach ist die Pädophilie also eine Störung, mit der ein Patient offiziell diagnostiziert werden kann.

Etwas anders sieht es im DSM-5 aus. Dort findet sich eine Unterscheidung zwischen Pädophilie und Pädophiler Störung. Eine pädophile Neigung ist demzufolge zunächst einmal keine Störung. Sie wird erst dann zur „Störung“, wenn der/die Betroffene darunter leidet oder anderen sexuell motiviert Schaden zufügt (also einem Kind gegenüber übergriffig wird). Eine ähnliche Definition findet sich auch in der aktuellen Version des ICD-11, der in den nächsten Jahren den ICD-10 ablösen soll. Dort ist die „Pädophile Störung“ unter dem Code 6D32 gelistet und ist ebenfalls nur dann anwendbar, wenn der Betroffene unter seiner Neigung leidet oder seine Fantasien in die Tat umgesetzt hat.

Pädophilie als sexuelle Orientierung

Es wird aktuell in der Wissenschaft stark diskutiert, ob man die Pädophilie als sexuelle Orientierung bezeichnen kann.2 1 16 Grundsätzlich kann man festlegen, dass sexuelle Orientierungen durch drei Eigenschaften charakterisiert sind:

  1. Die sexuelle Orientierung tritt mit dem Anbeginn der Pubertät auf.
  2. Die sexuelle Orientierung bleibt das ganze Leben über weitestgehend stabil vorhanden.
  3. Die sexuelle Orientierung ist nicht nur mit sexuellen, sondern auch mit emotionalen und romantischen Wünschen verbunden.

Wie bereits erwähnt erfüllt die Pädophilie diese Eigenschaften. Daher lässt sich die Pädophilie als eine sexuelle Orientierung bezüglich Alter betrachten. Hetero-, Homo- und Bisexualität sind dagegen sexuelle Orientierungen bezüglich des Geschlechts. Mehr zu dem Thema können Sie hier nachlesen.

Wichtig ist an dieser Stelle: die Pädophilie als sexuelle Orientierung anzusehen bedeutet nicht, dass es akzeptabel sei Sex mit Kindern zu haben. Der Begriff sagt nur etwas über die Präferenz an sich aus, und nichts darüber inwiefern es in Ordnung ist dieser Neigung auch in der Realität nachzugehen.

Fazit

In der Vergangenheit wurde die Pädophilie hauptsächlich als Störung der sexuellen Präferenz gesehen. Diese Einordnung spiegelt sich heute noch im ICD-10 wieder, in dem die Pädophilie nach wie vor als Störung klassifiziert ist. In jüngerer Vergangenheit verbreitet sich unter Experten allerdings mehr und mehr die Ansicht, dass die Pädophilie als eine sexuelle Orientierung gesehen werden kann, die auf das Alter bezogen ist. Es ist abzusehen, dass in der Zukunft die Pädophilie ihren Status als Störung weiter verlieren wird, solange sie nicht mit Leid und Stress für den Betroffenen oder fremd- bzw. selbstschädigendem Verhalten verbunden ist.

Zusammenfassung

Zum Abschluss eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen in Stichpunkten:

Quellenverzeichnis:


  1. Grundmann, D.; Krupp, J.; Scherner, G.; Amelung, T. & Beier, K. M.(2016). Stability of Self-Reported Arousal to Sexual Fantasies Involving Children in a Clinical Sample of Pedophiles and Hebephiles. Archives of Sexual Behavior, 45, 1153-1162. DOI: 10.1007/s10508-016-0729-z

  2. Seto, M. C.(2012). Is Pedophilia a Sexual Orientation?. Archives of Sexual Behavior, 41, 231-236. DOI: 10.1007/s10508-011-9882-6

  3. Geradt, M.; Jahnke, S.; Heinz, J. & Hoyer, J.(2018). Is Contact with Children Related to Legitimizing Beliefs Toward Sex with Children Among Men with Pedophilia?. Archives of Sexual Behavior, 47, 375-387. DOI: 10.1007/s10508-017-1042-1

  4. Beier, K. M.; Neutze, J.;Mundt, I. A.; Ahlers, C. J.; Goecker, D.; Konrad, A. & Schaefer, G. A.(2009). Encouraging self-identified pedophiles and hebephiles to seek professional help: First results of the Prevention Project Dunkelfeld (PPD). Child Abuse & Neglect, 33, 545-549. DOI: 10.1016/j.chiabu.2009.04.002

  5. Jahnke, S.; Imhoff, R. & Hoyer, J.(2015). Stigmatization of People with Pedophilia: Two Comparative Surveys. Archives of Sexual Behavior, 44, 21-34. DOI: 10.1007/s10508-014-0312-4

  6. Cantor, J. M. & McPhail, I. V.(2016). Non-offending Pedophiles. Current Sexual Health Reports, 8, 121-128. DOI: 10.1007/s11930-016-0076-z

  7. On Trafficking in Human Beings, N. R.(2014). On solid ground. Tackling sexual violence against children. 

  8. Beier, K. M.(2015). Sexuelle Präferenz-und Verhaltensstörungen. Die Urologie, 1-11. 

  9. Alanko, K.; Salo, B.; Mokros, A. & Santtila, P.(2013). Evidence for Heritability of Adult Men's Sexual Interest in Youth under Age 16 from a Population‐Based Extended Twin Design. The Journal of Sexual Medicine, 10, 1090-1099. DOI: 10.1111/jsm.12067

  10. von Franqué, F. & Briken, P.(2016). Techniken masturbatorischer Rekonditionierung zur Veränderung pädophiler Interessen – eine systematische Übersicht. Zeitschrift für Sexualforschung, 29, 224-249. 

  11. Jahnke, S.(2018). Emotions and Cognitions Associated with the Stigma of Non-Offending Pedophilia: A Vignette Experiment. Archives of Sexual Behavior, 47, 363-373. DOI: 10.1007/s10508-017-1073-7

  12. Dombert, B.; Schmidt, A. F.; Banse, R.; Briken, P.; Hoyer, J.; Neutze, J. & Osterheider, M.(2016). How Common is Men's Self-Reported Sexual Interest in Prepubescent Children?. The Journal of Sex Research, 53, 214-223. DOI: 10.1080/00224499.2015.1020108

  13. Abdullahi, H.; Jafojo, R. O. & Udofia, O.(2015). Paraphilia Among Undergraduates in a Nigerian University.. Sexual Addiction & Compulsivity, 22, 249-257. 

  14. Joyal, C. C.; Cossette, A. & Lapierre, V.(2015). What Exactly Is an Unusual Sexual Fantasy?. The Journal of Sexual Medicine, 12, 328-340. DOI: https://doi.org/10.1111/jsm.12734

  15. Jahnke, S.; Schmidt, A. F.; Geradt, M. & Hoyer, J.(2015). Stigma-Related Stress and Its Correlates Among Men with Pedophilic Sexual Interests. Archives of Sexual Behavior, 44, 2173-2187. DOI: 10.1007/s10508-015-0503-7

  16. Seto, M. C.(2017). The Puzzle of Male Chronophilias. Archives of Sexual Behavior, 46, 3-22. DOI: 10.1007/s10508-016-0799-y