Montag, 22.10.2018

Fragen & Antworten
#1 - Pädophilie und Beziehungen zu Erwachsenen

 

Johanna fragte am Dienstag, den 27.10.2009:

[…] Seit geraumer Zeit befinde ich mich in einer Partnerschaft mit einem Mann, der sich mir gegenüber zu seiner Pädophilie bekannt hat. […]

[Ich möchte] eine Frage stellen an alle, die hier mitschreiben und -lesen. Habt Ihr euch jemals eine Partnerschaft zu einem anderen erwachsenen Menschen vorstellen können oder es vielleicht auch versucht? Vielleicht lebt ja auch jemand in einer solchen Beziehung? Habt ihr die Karten von Anfang an auf den Tisch gelegt? Ok, EINE Frage ist das nicht mehr...

Es stapeln sich Fragen in meinem Kopf... aber vielleicht hat ja jemand Lust, sich zu diesem Thema einmal auszutauschen.

Liebe Grüße, Johanna

Link zum vollständigen Eintrag

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Wenn jemals irgendwo die Mitarbeit unserer Leser gefordert war dann hier, denn Johanna wendet sich ausdrücklich „an alle, die hier mitschreiben und -lesen“!

Max: Hallo Johanna

Danke für deinen Eintrag, er macht auch mir Hoffnung! Aus meiner biblischen Überzeugung heraus fasse ich keine sexuelle Beziehung vor der Ehe ins Auge. Aus demselben Grund schon von vornherein auch nicht mit einem Kind, dem das nur schaden würde. Aber ich kann mir eine Beziehung zu einer erwachsenen Frau vorstellen und ich habe mich auch schon in altersadäquate Mädchen/Frauen verliebt, meist jedoch einseitig, einmal (aktuell) aber auch gegenseitig. Und ich muss sagen, ich liebe diese Frau und ich bin ganz bei ihr, wenn wir zusammen sind, nicht in irgendeiner Fantasie.

Zum einen fühle ich mich nicht nur von kleinen Mädchen angezogen. Zum anderen habe ich auch noch nie von einer anderen festen Partnerschaft geträumt als von einer „auf Augenhöhe“. Das fand ich sogar seltsam zu hören, dass diese Vorstellung unter Pädophilen eigentlich gang und gäbe ist. Es ist eine andere Art Beziehung, die ich mir zu den Kindern wünsche. (Ich habe nie ernsthaft angenommen, Kinder könnten sowas tragen)

Allerdings haben Frauen auch nicht dieselbe Anziehung auf mich, wie Mädchen. Und auch unter denen variiert die Art der Anziehung stark: global mit dem Alter aber im Detail auch stark mit der Art, wie ich sie erlebe. Diesen Effekt zum Beispiel, der oft in Filmen bemüht wird, dass Männer sich aus heiterem Himmel einfach verzaubert fühlen von einer Frau, binnen Sekunden „ihrer Ausstrahlung erlegen“ sind, den kenne ich auch. Das passiert mir hin und wieder jedoch fast nur Mädchen gegenüber. In der Altersspanne so, sagen wir bis 15 Jahre höchstens. Ganz selten nur (und dabei bisher nie so stark und plötzlich) auch mal gegenüber einer jungen Frau.

Die Mädels jedoch, in die ich mich bisher verguckt habe, sind mit mir mitgewachsen. Die, in die ich mich wirklich verliebt und an näher kennen lernen und vielleicht Partnerschaft gedacht habe, sind bisher immer um die 6 Jahre jünger gewesen als ich und damit inzwischen aus dem problematischen Altersbereich heraus. Vorstellen kann ich mir auch eine ein paar Jahre ältere Frau lieben zu lernen, vielleicht bis zu 3-4 Jahre älter als ich.

Und ich scheine allgemein einen guten Draht zu Frauen zu haben, verstehe mich mit ihnen meist viel besser als mit meinesgleichen. Trotzdem bleibt die Unsicherheit, ob das, was ich an Gefühlen Frauen gegenüber aufbringe, für eine dauerhafte Partnerschaft ausreichen wird: ob es der Wirklichkeit standhalten und ob es einer erwachsenen Frau auch genügen würde.

Von dir zu hören macht mir da doch viel Mut!

Um auf deine letzte Frage zurückzukommen: ich kann mir NICHT vorstellen, die „Karten“ NICHT offen auf den Tisch zu legen. Egal wie gut ich jemals mit der Neigung zurechtkommen werde, sie bleibt Teil von mir und damit auch Teil von uns als Paar („…und sie sollen EIN Fleisch werden“ heißt es in der Bibel ganz kurz, knapp und zutreffend für eine gesunde Partnerschaft). Ich HABE sie klar auf den Tisch gelegt und meine Freundin hielt weiter zu mir. Sie wusste es schon, bevor wir überhaupt zusammengekommen sind.

Wenn Pädophilie heilbar wäre, dann würde ich es wagen zu überlegen ob man es sagt oder vielleicht aufschiebt. Doch auch dann blieben die letzten 7 Jahren mit ihren Erfahrungen, Erlebnissen und Gefühlen unauslöschlicher Teil meines Lebens. Das Gemütstechnische Zerbröseln, die Therapie, die Medikation, die Erlebnisse mit Kindern und Selbstbeherrschung… Aber Pädophilie ist nach aktuellem Wissensstand nicht heilbar, damit erübrigt sich (für mich) diese Frage. Könnte ich davon ausgehen, dass eine Frau MICH liebt, wenn ich innerlich darum bangen würde, sie würde mich hassen, sobald sie von diesem Teil von mir erfährt?

Die Idee, es planvoll zu verschweigen, ist für mich nichtmal im Geiste nachvollziehbar: zu groß die Angst, welch noch größeren Schaden ein zu spätes Outing anrichten mag, wenn es vielleicht erst nach x Jahren unausweichlich wird. Es würde dann nicht mehr eine entstehende sondern eine lange bestehende Beziehung erschüttern. Und: wäre das nicht auch Betrug? Betrug um einen Teil des Partners, in diesem Fall: einen Teil meiner Wenigkeit?

So mein Empfinden diesbezüglich, trotz aller Angst vor der momentanen Reaktion der geliebten Person. Die kann ich wohl nachvollziehen und ich würde mich auch deshalb erst outen, wenn ich einigermaßen sicher bin, dass

1) ich ihr so weit vertraue, und

2) sie mich gut genug kennt, um (wenn sie es wirklich möchte) trotz unvermeidlichem Schreck den Gedanken fassen zu können, den du auch beschreibst: „…ist das nicht trotzdem immer noch derselbe Mensch wie zuvor, den ich kennen, lieben und schätzen gelernt habe? mit dem ich mein Leben verbringen will?“

Gruß, Max

 

 

NewMan: Hallo Johanna,

also, ich habe es bisher zwei Mal versucht, mit erwachsenen Frauen eine Beziehung aufzubauen. Beide Versuche lagen vor meinem eigentlichen „Coming-out“.

Beide Beziehungen habe ich von meiner Seite aus beendet. Zumindest war mir damals schon klar, wenn auch „unerklärlich“, dass mir beide zwar wichtig waren, ich aber nicht in der Lage war, ein „Ich liebe Dich“ innerlich ehrlich zu fühlen und zu sagen. So fand ich die Trennung nur ehrlich. Zu beiden habe ich noch immer einen freundschaftlichen Kontakt. Aber von meiner Veranlagung weiß keine von beiden.

Auch sexuell ist das so eine Sache bei mir. Sex mit Frauen finde ich interessant. Sie „auf Touren zu bringen“, beim Orgasmus zu beobachten, das Vertrauen zu spüren, das unbedingte Voraussetzung fürs „sich fallen lassen“ ist… Alles soweit ganz toll. Ich weiß, was „gewünscht“ wird und das tue ich. Und es gab diesbezüglich noch nie „Klagen“, mal abgesehen vom fehlenden GV… Aber ich selbst kann mich nicht fallen lassen, dazu reicht meine Ansprechbarkeit nicht aus. Leider.

Dem Schauspieler am Deutschen Theater, Alexander Khuon legte ich im Stück „Kapitulation 2. Teil“ u.a. die Aussage in den Mund: „Mein Kopf ist dabei so klar, als wäre ich gerade dabei, mir eine Stulle zu schmieren.“ Bei den Zuschauern sorgt diese Szene regelmäßig für Lacher- für mich ist es traurige Realität. Jetzt weiß ich aber wenigstens, woran es liegt… .

Eine Partnerschaft mit einer Frau würde ich mir schon wünschen. Aber daran wären, glaube ich, zu viele nötige Voraussetzungen geknüpft. Vom Körperlichen her müsste sie recht seltene Eigenschaften haben, das Thema Sex sollte ihr nicht zu wichtig sein, die Adoption eines Jungen müsste für die volle Befriedigung ihres Kinderwunsches ausreichend sein… .Und zu allererst müssten wir uns ja überhaupt erst mal sympathisch sein, gemeinsame Interessen haben usw. … Das alles zusammen wäre mehr als ein „6er“ im Lotto mit zwei Superzahlen…

Ob ich ihr reinen Wein einschenken würde, würde ich derzeit mit JA beantworten. Allerdings ist ein Outing immer ein Ritt auf einer Rasierklinge. Dass die Beziehung daran scheitert oder gar nicht erst zustande kommt, könnte dabei sogar noch das kleinste Problem sein…

Ich wünsche Dir und Deinem Partner alles Gute
NewMan

aktualisiert: 21.02.2014